top of page

Wer hat die Raubkatze aus dem Bus gelassen?

  • Daniel Kunze
  • 10. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Diese Frage stellten sich am vergangenen Fußballsonntag auf dem Mount Queck nicht wenige, vor allem aber Rot-Weiß Lessenich III. Denn im letzten Heimspiel gegen die mit reichlich Bezirksligaerfahrung ausgestatteten Gäste hatte sich Dave Leifer etwas ganz besonderes ausgedacht. Er machte aus der kapitalen Personalnot eine Tugend und entwarf auf dem Trainerreißbrett einen neuen Gigaliner-Doppeldeckerbus. Diesen parkte er unmittelbar nach Anpfiff im eigenen Sechzehner und verkleidete ihn mit ausgehärtetem Kruppstahl der Marken Meurer, Nehring, Fatone, Jentsch, und Ruhrmann. Geschmiedet wurde diese, keinen Millimeter nachgebende oder gar brechende Eisen-Kohlenstoff-Legierung durch den von Watty unnachahmlich, gnadenlos und unentwegt durch die Queckenberger Fußballlüfte geschwungenen Vorschlaghammer. Das dafür nötige Höllenfeuer wurde von der Furie Breininger entfacht. Dazu gesellten sich die laufwütigen und spielfreudigen, quicklebendigen Pferdelungen Wappenschmidt, Hocke und Lichtenfels. Obwohl diese Kerle auch für Entlastung und einige Aha-Momente auf der Gegenseite sorgten, malochten sie ohne Ende nach hinten und gaben dem Bus sicheren Geleitschutz.

 

Grundsätzlich ist damit die Spielidee hinreichend erläutert. Die sich daraus ergebende Spielweise und die Spielanteile kann sich die Leserschaft wahrscheinlich ohne große geistige Verrenkungen bildlich vorstellen. Die Gäste konnten auf nahezu 80 Prozent Ballbesitz verweisen, zudem stand ein Eckenverhältnis von 2:28 zu Buche. Sie ließen sich auch immer wieder neue Finessen einfallen, um diesen verfluchten Bus zu überwinden. Seien es Doppel- oder Diagonalpässe, lange Bälle, Tikkitakka-Zauber oder One-Touch-Fußball – der Gigaliner verzog keine Miene. Er schüttelte sich nur allenthalben und ließ die mehr und mehr verzweifelnden Randbonner immer wieder erfolglos auflaufen und abperlen. Auch Ecken oder Freistöße wurden zwar geschmacklos doch trotzdem bravourös wegverteidigt. Wenn einen der Busfahrer das Zipperlein plagte, war auf der Bank mit Zimmer, Leifer himself und Armbruster reichlich Verstärkung vorhanden. Schließlich flog auch noch Dominic Schaaf früher als geplant von seiner Dienstreise aus Übersee (also übern Rhein) direkt auf den Fußballtempelberg, um ab dem zweiten Durchgang den Lessenicher Spielwitz als schnöden, bieder-erfolglosen Kicker-Schickimicki zu entlarven.

 

Doch Leifer, der Mann mit de Plät, hatte noch eine Geheimwaffe aus dem Ärmel direkt aufs Spielfeld geschüttelt: Patrick Neff machte zwischen den Pfosten das Spiel seines Lebens! Kurz vor dem nächsten Länderspielwochenende mutierte der „Neffster“ zu einer brüllenden, heißblütigen Raubkatze. Mit einer absoluten Galavorstellung klopfte er ganz laut an bei Julian Nagelsmann, nein, er flog förmlich durch die geschlossene Türe ins Büro der DFB-Trainerzentrale! Über 96 Minute war dieses Biest auf der Jagd, seine Beute war der Ball! Hier lag er quer in der Luft und wischte die Pille um den Pfosten. Da tauchte er nach links oder rechts ab und begrub das Leder unter seinem Körper. Dort zuckten die Fäuste blitzartig in alle Himmelsrichtungen. Dann katapultierte er sich durch den Strafraum, rasierte Freund und Feind und gierte nach dem Spielgerät. Auch im eins gegen eins vernaschte, wenn nicht sogar verarschte, er den immer wütender weil blass und erfolglos agierenden Gästewundersturm!

 

Und dann brach die Fußballhölle auf Erden los: nach Foul an Hocke spitzelte Ruhrmann den Freistoß von links gaaaaaanz elegant zu dem im Strafraum lauernden Lichtenfels. Der bewies in seinem linken Außenrist extrem viel Ballgefühl und legte die Kirsche butterweich vorbei am sprachlos-fassungslos staunenden Lessenicher Keeper (77.). Alle Anwesenden hatten nun das Gefühl, Zeitzeugen zu werden, wenn hier gleich Fußballgeschichte geschrieben wird. Weiterhin brüllte die Raubkatze vom Mount Queck. Mit blutenden Fäusten und tollwutverdächtig schäumenden Lefzen stieg Neff Sprosse um Sprosse auf in den Torwartolymp. Als der Schiedsrichter drei Minuten Nachspielzeit verkündete, vibrierte und bebte die Luft. Es war dieses Gefühl, wie man es nur ganz selten, in einzigartigen Momenten wahrnehmen darf. Doch dieses Gefühl wurde dann regelrecht gestohlen, es wurde aus den Herzen wieder herausgerissen. Nach insgesamt sage und schreibe siebeneinhalb Minuten über der Zeit blieb der Referee den fassungslosen Queckieanern eine nachvollziehbare Erklärung schuldig, was er sich dabei gedacht hatte! Denn wie bereits erwähnt, erwies sich Neff über 96 Minuten als unumstrittener Herrscher seines Reiches. Doch in der 97. Spielminute blieb er fassungslos mit Tränen in den Augen geschunden auf der roten Matschasche liegen. Seine Kameraden hoben ihn dann wieder hoch und stützten den wahnsinnig enttäuschten Queckenberger Volkshelden zur Ersatzbank.

 

Selbstverständlich ist diese Unentschieden vom Papier her und von den sich jeweils bietenden Möglichkeiten beider Mannschaften wie ein Sieg für den RWQ zu lesen. Doch wenn man so lange den Favoriten vor unlösbare Rätsel stellt, wenn man ab Mitte der ersten Halbzeit alle 10 Minuten verletzungsbedingt immer wieder durchroutieren muss, neue Zuteilungen treffen und neue Umstellungen vornehmen muss, wenn man dann trotzdem in Führung geht und schließlich in einer niemals nachvollziehbaren Extra-Extra-Nachspielzeit noch den Ausgleich kassieren muss, ist die Enttäuschung über zwei verlorene Punkte gegen einen fußballerisch überlegenen Gegner extrem hoch. Ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl kann man sich da von dem Mann in schwarz nicht nur wünschen sondern auch erwarten!

 

Nach dieser Defensivschlacht geht’s am 16.11. für die Queckies bei Rot-Weiß Röttgen II weiter. Anstoß ist bereits um 13:00 Uhr.

 

Die Raubkatze: Patrick „Neffster“ Neff

 

Die Busfahrer: Leon Meurer, Pascal Fatone, Kai Nehring, Maurice Ruhrmann, Christian Jentsch, Niklas Zimmer, Dave Leifer, Dominic Schaaf, Patric Armbruster

 

Der Schmied: Andre Watty

 

Die Furie: Alex Breininger

 

Die Pferdelungen: Tobias Lichtenfels, Marc Hocke, Jan Wappenschmidt

 

Die Choreographen: Dave Leifer, Pascal Fatone

 
 
 

Kommentare


Aktuelle Einträge
Archiv
Folgen Sie uns!
  • Facebook Basic Square
  • Twitter Basic Square
  • Google+ Basic Square
bottom of page