Er machts schon wieder!
- Daniel Kunze
- 1. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
In der Sommerpause mussten die Verantwortlichen auf dem Mount Queck eine mittlere Völkerabwanderung über sich ergehen lassen. Gleich acht (!!!) Stammspieler kehrten dem RWQ den Rücken. Das bedeutet nicht weniger als eine fast komplette Mannschaft. Einen solchen Aderlass zu kompensieren, ist für jeden Verein eine Mammutaufgabe. Beim SV Rot-Weiß Queckenberg ist diese umso schwieriger, da die Quelle einer Jugendabteilung seit mittlerweile über einem Jahrzehnt ausgetrocknet ist. Doch mit Dave Leifer steht ein engagierter, motivierter Fußballfuchs als neuer Übungsleiter an der Seitenlinie. Nach einem Jahr in der Fremde kehrte de Jung mit de Plät zurück auf den Fußballtempelberg. Vor Energie nur so strotzend, mit vielen neuen Ideen in seinem Köpfchen und mit der wichtigen weil richtigen „Jetzt-Erst-Recht-Mentalität“ schmeißt sich der „Neue“ in dieses Herkulesprojekt! Ihm zur Seite steht mit Pascal Fatone ein erfahrener Haudegen, dem ebenfalls der Kreisligafußball im Blut liegt.
Genau mit dieser Einstellung flogen die Queckies in ihr erstes Punktspiel der neuen Saison. Gegen den Godesberger FV II wurde vom Anpfiff weg jeder Quadratmillimeter der roten Asche neu vermessen und um einige Zentimeter tiefer getrampelt. Leifers rot-weiße Beelzebuben fauchten dämonenartig ihrem Gegner den heißen Atem ins Gesicht und eroberten schnell die Platzhoheit. Unermüdlich wurde nach vorn geschuftet und dabei immer wieder gehörig-schaurig am GFV-Kasten angeklopft, u.a. durch Ruhrmann und Watty. Dass es zur Halbzeit, gemessen an den Spielanteilen und der Chancenverteilung, vollkommen unverdient 0:2 stand, lag einmal mehr daran, dass die Kerle von der Madbach zwar bis in den generischen Sechzehner ganz viel richtig machen, sich dann jedoch nicht für ihren Aufwand belohnten. Außerdem wurde man zweimal mit langen Kick-and-rush-Bällen böse überrumpelt, die zwar unattraktiv aber äußerst effizient zur vermeintlichen Vorentscheidung zu Gunsten der Gäste verwandelt wurden (15./34.). Über das „Wie“ machte man sich auf der Gäste-Bank verständlicherweise keinen Kopf.
In Abwesenheit des erkrankten Trainers übernahm „ZZ“ (Zöpfchen Zimmer) in der Pause die Initiative und schwor die Queckianer mit einer glühenden Udo-Lattek-Kabinengedenkpredigt auf eine brachiale, gnadenlose Aufholjagd ein. War man schon im ersten Abschnitt mit Vollgas auf der Überholspur unterwegs, bretterten die Rot-Weißen jetzt durch Raum und Zeit, als wäre ihnen der Leibhaftige auf den Fußballfersen. Zwar blieben dabei Kunst, Ästhetik oder gar Eleganz zuweilen in der tiefsten Schublade verborgen. Doch die Queckenberger Fußballspeisekarte ist schon seit Jahren eher für deftige Schmankerl weltbekannt als für feine Gourmet-Filet-Häppchen. Gegen die dreckig-garstig und permanent tief unter der Gürtellinie agierenden Gäste stellte sich die robuste Körpersprache der Einheimischen als das Wunderheilmittel dar. Damit kaufte man dem Gegner Zentimeter um Zentimeter den Schneid ab und durfte nach exakt 3.600 Spielsekunden über den gierig herbeigesehnten und schaumig-wütend ertrotzten Anschlusstreffer jubeln. Nehring, mittlerweile nicht mehr im eigenen Sechzehner zu halten, war hellwach. Als die Godesberger Defensive vor dem eigenen Tor quasi über ihre Beine und den Ball stolperte, stibitzte er sich listig die Kugel und pflasterte unhaltbar links unten ein. Obwohl schon am oberen Limit agierend, schaltete der Queckenberg-Express nochmal zwei Gänge höher und brauste unter Volldampf gen Gäste-Strafraum. Der Ausgleich fiel schließlich durch ein Kuriosum besonderer Art, wie es einmal mehr nur hier auf dem Mount Queck erlebt werden darf: nach Foulspiel an Nehring legte sich Ruhrmann die Kugel in exakt 33,34 Meter Torentfernung zum Monsterfreistoß parat. Mit rechter Vollspannklebe drosch er die Pille unter den Querbalken und versetzte den hilflos-bedröppelten Schlussmann in einen komaartigen Dämmerzustand (84.). Ausgefuchste Kenner des Kreisligafußballs wissen, dass dem Wühlbüffel dieses Kunststück schon einmal gelang; am 01.06.25 ließ er einen ebensolchen Strahl gegen Altendorf-Ersdorf im Gehäuse einschlagen! Nun lagen bei der Godesberger Reserve die Nerven komplett blank. Gedanklich hatte man wahrscheinlich schon drei Auswärtspunkte eingetütet. Doch nun hatte man Schiss, mit ganz leeren Händen heimfahren zu müssen. War deren „Spielstil“ schon vorher von versteckten Schweinereien und verbalen Schikanierungen geprägt, schraubten die Gäste dieses Level noch mal abgrundtief nach unten. Meist im Rücken des Schiedsrichters flogen Fäuste, wurde gespuckt und getreten. Dadurch änderte sich zwar nichts mehr am Ergebnis. Allerdings verloren dadurch auch die Queckies ihre bis dato im Zaum gehaltenen Nerven und ließen sich zu der einen oder anderen Revancheaktion hinreißen. Gewiss muss man auch solch knifflige Situationen cleverer lösen. Doch wenn über 90 Minuten der Gegner Fußball mit Kickboxen verwechselt, hält man irgendwann eben nicht auch noch die rechte Wange hin…!
Neben den vielen (Langzeit)Verletzten hat sich dadurch der Kader noch einmal mehr ausgedünnt, so dass der RWQ am 07.09.2025 als personell arg gerupftes Huhn zum SC Altendorf-Ersdorf III reisen muss. Anstoß ist bereits um 10:30 Uhr.
Erste Legion: Jablonski – Meurer, Nolden, Nehring, Breininger – Wappenschmidt, Ruhrmann, Becker, Wyrzykowsky, Watty – D. Schaaf
Verstärkung: Neff, Jentsch, Zimmer Eiserne Reserve: Arabadzhiev
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