Derbyspektakel leider nicht veredelt
- Daniel Kunze
- 25. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Um 11:00 Uhr versammelte Uygur am letzten Sonntag seine Streitmacht auf dem Mount Queck, um dann mit einem Autokorso gen Feindesland nach Merzbach zu ziehen. Der drittletzte Spieltag der sich dem Ende neigenden Saison hielt mit dem Voreifel-Classico Schwarz-Weiß Merzbach II – SV Rot-Weiß Queckenberg einen ganz besonderen, wenn nicht sogar DEN Leckerbissen der Rückrunde bereit. Ähnlich wie im Hinspiel auf dem Fußballtempelberg füllten einmal mehr Hundertschaften sowohl Gästekurve als auch Haupttribüne.
Nach gerade einmal 65 Spielsekunden jubelte der Gastgeber und baute die Führung in der zehnten Minute gar noch aus. An diesem Blitzstart der Gegner hatten die Queckies mächtig zu kauen und zu würgen. Doch als nach einer guten Viertelstunde der Wettergott von Sonnenschein und Schäfchenwolken auf Fetti-Walter-Regenkapriolen umstellte, schäumten die Rot-Weißen endlich mächtig auf. Die Fehleranfälligkeit wurde auf niedrige einstellige Prozentwerte gedrückt. Nach vorn machten vor allem Schütt und die wieselflinken Giftpfeile Wappenschmidt und Erol mächtig Dampf unterm Kessel. Der Torwart der Gastgeber wurde nun ordentlich warm geschossen, konnte aber seinen Kasten sauber halten, noch…! Doch je ekelhafter der Regen vom Himmelszelt nun herunterprasselte, desto fieser, ätzender und unnachgiebiger gestaltete sich die Angriffslust des RWQ. Nachdem drei Riesendinger noch über den berühmten Jordan gedroschen wurden, sollte sich in der 25. Minute beinah historisches ereignen: Fußballgott Uygur schickte Speedy Wappenschmidt auf Reisen, und der kleine Flügelflitzer schob das Leder elegant- charmant am machtlosen Keeper vorbei zum Anschlusstreffer. Damit beendete er seine Durststrecke von sage und schreibe 5 Jahren, 5 Monaten und 24 Tagen ohne Tor! Weiter, immer weiter hatten die Kerle von der Madbach den Fuß auf dem Vollgaspedal. Zwar blieben die Gastgeber bei Kontern auch gefährlich, unter anderem schepperte es einmal merklich am Pfosten. Doch die Gäste waren jetzt absolut spielbestimmend. Hochverdient und absolut sehenswert sorgte Capitano Schütt für den Ausgleich. Von Meurer hervorragend in Szene gesetzt, nahm er dessen halbhohe Vorlage an der rechten Sechzehnerkante volley, um die Kugel im linken oberen Toreck einzuschweißen. Obwohl es auf beiden Seiten noch Möglichkeiten gab, das Ergebnis handballverdächtig auszubauen, wurden mit diesem Zwischenstand die Seiten gewechselt.
Die Anfangsphase im zweiten Durchgang glich der in Halbzeit eins. Der gesamte RWQ hatte es sich im Schlafwagenabteil extrem bequem gemacht. Die Merzbacher witterten nun nicht nur ihre Chance, sondern nutzten diese auch, um abermals in Führung zu gehen (48.). Weitere 180 Sekunden später hatte der Unparteiische gar keine andere Wahl, als auf den ominösen Punkt zu zeigen. Doch Iceman Claßen hypnotisierte mit seinen Medusa-Augen den Schützen, welcher das Spielgerät zur rot-weißen Erleichterung lediglich an die Latte zimmerte. Es dauerte weitere zehn Minuten, bis die Gäste aus ihrem Traumland wieder zurück auf den Fußballplatz fanden. In der 63. Minute fiel Erol mit der Kirsche am Fuß in den gegnerischen Sechzehner ein und konnte nur regelwidrig von den Beinen geholt werden. Nach dem fälligen Elfmeterpfiff schnappte sich Nehring die Pille und versenkte sie eiskalt unter dem Querbalken. So bekam man jetzt wieder Oberwasser. Aber die Zielstrebigkeit und Bissigkeit des ersten Durchgangs waren nicht mehr so extrem ausgeprägt. Trotzdem riss man das Zepter wieder an sich und kam zu weiteren Möglichkeiten. Allein Schütt hätte bei etwas mehr Kaltschnäuzigkeit mehrmals auf 4:3 für seine Farben stellen können. Leider blieb diese Option den Gastgebern vorbehalten, die vier Minuten vor Ende der offiziellen Spielzeit tatsächlich wieder in Führung gingen. Von diesem Rückstand noch mal absolut angefixt, peitschten sich die Madbachelfen in einen totalen, toxisch-manischen Fußballorkan. In der 89. Minute gaste Arenz auf der rechten Außenbahn einem Uygur-Steilpass hinterher. Warum der Linienrichter in diesem Moment die Fahne hob, konnte er auch in dem sich anschließenden dreiminütigen Wortgefecht mit wütenden Ersatzspielern und fassungslosen Betreuern nicht im Ansatz darlegen. Da auch ein Freistoß in allerletzter Sekunde nicht im Kasten untergebracht werden konnte, blieb es am Ende bei einer unglücklichen Niederlage. Diese hatten sich die Queckies jedoch aufgrund zweier Blaupausen jeweils zu Beginn beider Halbzeiten selbst zuzuschreiben. So endete ein hitziges, rassiges und hoch emotionales Derbyspektakel aus Queckenberger Sicht mit dem falschen Ergebnis. Auch aufgrund des Chancenwuchers vergaben wohlgemerkt beide Seiten leichtfertig ein 6:6 oder gar 8:8.
Übrigens muss man als eine unerfreuliche Randnotiz noch konstatieren: wenn bei einem Schiedsrichter-Gespann alle sechs Augen am grauen Star im Endstadium leiden, kann man grundsätzlich auf eine Ansetzung mit drei Referees verzichten. Am 01.06. haben die Queckies wieder die Chance auf drei Punkte. Dann gastiert mit dem SC Altendorf-Ersdorf III der Tabellendritte auf dem Mount Queck. Anstoß ist, wie immer, pünktlich um 15:00 Uhr.
Erste Legion: Claßen – Meurer, Uygur, Nehring, Erol – Wappenschmidt, Kurek,
Becker, Nolden, Schütt – Arenz
Verstärkung: Jablonski, Ruhrmann, Lambertz; Eiserne Reserve: Schaaf, Neff, Nücken
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