Rot-weißer Goldstaub auf dem Mount Queck verblasste später etwas
- Daniel Kunze
- 14. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Der SV Rot-Weiß Queckenberg hatte verdammt viel gutzumachen am letzten Sonntag. Insider wissen, warum. Davon wollten sich auch die Fans überzeugen. So pilgerte einmal mehr eine beschauliche Zahl auf den Fußballtempelberg. Sie wollten Leifers Beelzebuben eindrucksvoll demonstrieren, dass erst recht in schweren Zeiten die roten und weißen Blutkörperchen extrem hochfrequentiert durch die RWQ-Ultra- Kapillargefäße gepulst werden. Vom Papier her gingen die Einheimischen als Favoriten in die Partie gegen 1. JFC Brüser Berg IV. Doch wer etwas genauer in die Aufstellung äugte, musste feststellen, dass man urlaubs-, arbeits- und krankheitsbedingt so ziemlich auf dem allerletzten Loch pfiff. Zudem fällt Nücken, der blonde Riese zwischen den Pfosten, mit einem komplizierten Fingerbruch auf unbestimmte Zeit aus. Gelegenheitstorhüter Patrick Neff erledigte indes seinen Aushilfsjob bärenstark!
Unmittelbar nachdem Thomas Büqué zum Fußballtänzchen gebeten hatte, hauchte Watty von halbrechts das Spielgerät nur um wenige Zentimeter am langen linken Pfosten vorbei. Kurz darauf wollte ein Schütt-Geschoss nicht dort einschlagen, wo es sollte. So legte Kommissar Zufall quasi hilfreich Hand an. In der siebten Spielminute änderte ein Gegenspieler die Flugbahn des Leders regelwidrig mit der Tatze, obendrein im eigenen Sechzehner. Nehring, heute als Stoßstürmer beginnend, legte sich das Bällchen auf den ominösen Punkt. Den suboptimal jedoch mit mächtig viel Bumms geschmetterten Elfer konnte der Schlussmann nur nach vorn abklatschen lassen. Nun ließ sich Nehring nicht mehr lumpen, donnerte die Kugel in die Maschen und gönnte sich somit etwas unfreiwillig noch einen Scorerpunkt als Vorlagengeber! Kurz danach kam es fast originalgetreu zu einer Kopie dieser Spielsituation; allerdings im RWQ-Strafraum, doch zum Glück eben nur fast! Denn dieser abermals berechtigte Handelfmeter war noch suboptimaler getreten und wurde von Neffs Medusaaugen mit gaaaaaanz viel Aura und Karma neben das Gehäuse meditiert. Als die Gäste kurz darauf noch aus Nahdistanz einen Riesen field-goal-verdächtig an das Ballfanggitter jagten, hatten sie ihr Pulver verschossen. Der Rest von Durchgang eins war geprägt von purer Queckenberger Fußballfreude, garniert mit Doppelpässen, gespickt mit wunderschönen Uwe-Bein-Gedächtnis-Pässen, eingewebt in einem exzellenten Stellungsspiel mit und ohne Ball. In der eintausendzweihundertsten Spielsekunde spitzelte Lichtenfels die Pille auf Nehring, und der schnürte von der Sechzehnerkante den zweiten Doppelpack seiner RWQ- Karriere. Danach hätten die Kerle von der Madbach bei konsequenterer Chancenverwertung grundsätzlich das Siegerbier schon mal kaltstellen lassen können. Kurz vor dem Pausenpfiff gabs dann aber doch noch das berühmte Tüpfelchen auf ein in der Tat rot-weißes, golden glänzendes „I“: Nehring servierte einen Flankenball a la Manni Kaltz, Schütt pflückte sich die Kirsche und netzte aus schier unmöglichem, weil überspitzem Winkel tatsächlich zum 3:0 (42.).
Im zweiten Durchgang verblasste der Glanz nach und nach und ermattete gegen Ende beinah vollends. Zwar tauchte man immer wieder gefährlich vor der JFC-Bude auf und hätte das ramponierte Torverhältnis in Richtung schwarze Null aufpolieren können. Doch zum einen versemmelte man alles, was man sich an Hochkarätern ergaunert und ertrotzt hatte. Zum anderen fanden die Queckianer einfach nicht mehr zurück in ihren genialen Spielrhythmus der ersten fünfundvierzig Minuten. Den hatten sie wahrscheinlich irgendwo zwischen Kabine und Spielfeld verloren. Zum Glück verfügte Brüser Berg nicht über die Mittel, um den Gastgebern wirklich gefährlich werden zu können. Bis auf den sehenswerten Treffer zum, das Ergebnis lediglich kosmetisierenden, 3:1 nach 70 Minuten kam von den Gästen nicht wirklich viel auf den RWQ-Kasten. Und wenn dann doch mal etwas durch das von Jablonski hervorragend organisierte Bollwerk durchsickerte, erwies sich Neff als ausgebufft agierender sowie Ruhe und Sicherheit ausstrahlender Fels in der Brandung, die jedoch nur selten bis gar nicht schäumte. Da die einen nicht so recht wollten und die anderen noch viel weniger konnten, plätscherte das Geschehen vor sich hin. Man sehnte den Abpfiff herbei, um endlich mit einer wohl temperierten Hopfenkaltschale den zweiten Heimsieg feiern zu können, der zu keinem Zeitpunkt in Gefahr war. Doch der Mann in schwarz hatte wohl Gefallen gefunden an diesem Abnutzungsk(r)ampf und ließ sage und schreibe 15 Minuten nachspielen. Dabei gab es bis auf das Tor und ein paar Einwechslungen keine nennenswerten Unterbrechungen. Nach dem Spiel darauf angesprochen, gestand der ansonsten tadellos leitende Referee, dass die Energie seines Zeitmessungsgerätes wohl ungefähr dort zu finden sein musste, wo auch der RWQ seinen Spielrhythmus abgelegt hatte. Solche Geschichten schreibt eben einmal mehr nur der herrlich authentische und genau deshalb so einzigartig sympathische Kreisligafußball.
Nachdem dann die Begegnung tatsächlich abgepfiffen ward, konnte Leifer in sein Tagebuch aufnehmen: verdient gewonnen, ohne sich ein Bein auszureißen oder, phrasenschweinverdächtig: ein gutes Pferd legt die notwendige Höhe für den Sprung selber fest (oder so ähnlich)! Ungleich schwerer wird die nächste Aufgabe. Am 19.10. gastieren die rot-weißen ab 12:30 Uhr in Buschdorf bei den Bonner Kickers. Dass diese neugegründete Multi-Kulti-Truppe Fußball spielen kann, belegt deren guter fünfter Tabellenplatz.
Erste Legion: Neff – Meurer, Jablonski, Breininger, Wappenschmidt – Watty, Becker,
Leifer, Lichtenfels, Schütt – Nehring
Verstärkung: Zimmer, Hocke, Armbruster




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