Wo ist Clemens…?
- Daniel Kunze
- 16. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Bereits vor Anpfiff des letzten Spieltags waren sowohl für den SV Rot-Weiß Queckenberg als auch für die Gäste des SV Niederbachem III sämtliche Fußballdropse gelutscht. Es konnte für beide in der Tabelle weder nach oben noch nach unten gehen. Man spielte also um die berühmte goldene Ananas.
Aus diesem Grund ließ sich Fußballgott Irfan Uygur etwas Besonderes einfallen: die Aufstellung seiner Streitmacht wurde per Losverfahren entschieden! So wunderten sich nicht wenige, dass mit Schmitz der drittbeste Torjäger in dieser Saison in Torwartkluft zwischen den Pfosten stand. Auch die Kapitänsbinde lag mit in der Lostrommel. Und kein geringerer als Kurz-Comebacker Dominik Knieps, dessen Schlappen eigentlich schon seit einem Jahr am mittlerweile verrosteten Nagel baumeln, durfte sich diese überstreifen und als Stoßstürmer die gegnerische Defensive durcheinanderwirbeln. Ob es an dieser Lotto-Rotation lag, dass nach sieben Minuten die Murmel ins RWQ-Gehäuse trudelte, war zwar nicht grundsätzlich Wurscht. Aber aufgrund der bereits geschilderten Ausgangslage war es auch nicht dramatisch. Zudem wurde nach einer Viertelstunde der Ausgleich erzielt, das jedoch auf absolut spektakuläre Art und Weise: ein Bilderbuchkonter wurde von Jablonski eingeleitet. Der Bulldozer rammte sich durch die Mitte ungeachtet von fünf (!) Gegenspielern, die er allesamt zu bemitleidenswerten Statisten herunterstutzte. Dann schnibbelte er das Bällchen zuckersüß auf den rechts durchbrechenden Knieps. Dieser wiederum ließ im One-Touch-Stil die Kugel quer vor den Sechzehner auf (K)Lasse Schütt abtropfen. Mr. Überall nahm das Teil volley und versenkte das Spielgerät von der Strafraumkante unhaltbar ins lange linke Eck! Da schnalzte die komplette rot-weiße Ultra-Kurve lautstark mit dem Züngelchen vor Begeisterung. Im weiteren Verlauf merkte man, wenn überhaupt, nur geringfügig, dass die erste Elf an diesem Tage ein illuster zusammengestelltes Potpourri rot-weißer Fußballkunst war. Das lag auch an den Argusaugen und Regieanweisungen Uygurs, der natürlich von der Bank aus weiterhin spielordnend dirigierte und, wenn notwendig, Stellungsfehler oder taktische Ausfallerscheinungen flugs korrigierte. Das Unentschieden zur Halbzeit entsprach den Spielanteilen.
Nach Wiederanpfiff wurde dann der eigentliche Schlachtplan aufgenommen, sprich: Nücken ins Tor, Schmitz in die Spitze, Ruhrmann und Kurek als Wühlbüffel ins defensive Zentrum. Nun lief die Queckenberger Elfzylinder-Höllenmaschine auf Hochtouren. Allein Schmitz hätte sich an diesem Tage wohl noch an die Spitze der vereinsinternen Torschützenliste ballern können. Mehrfach bewies er ein ganz sensibles Stürmernäschen, stand jeweils goldrichtig und tauchte immer wieder einschussbereit vor dem gegnerischen Kasten auf. Wahrscheinlich war er aber in Gedanken immer noch Schlussmann und sah seine Aufgabe weiterhin darin, Tore zu verhindern – leider…! Schütt, Jablonski, Kurek und Arenz taten es ihm im Übrigen gleich und schafften es ebenfalls nicht, das Runde ins Eckige zu bugsieren. So konnten sich die Gäste bei den Einheimischen bedanken, dass sie schlussendlich etwas glücklich ein Pünktchen vom Mount Queck entführen konnten.
Zwei nicht unerhebliche Fakten dieses letzten Spieltages müssen unbedingt noch in Stein gemeißelt und für die Nachwelt festgehalten werden: In der 67. Spielminute wurde ein gewisser Cyril Wyrzykowski eingewechselt. War schon das Knieps‘sche Comeback mehr als nur eine kleine Randnotiz, ist diese Rückkehr als noch historischer zu bewerten. Denn Cyril ist ein Ur-Queckianer, der u.a. an der Seite von Markus Becker und RWQ-Legende „Fetti“ Declair im Februar 2011 vom VfL Rheinbach II auf den Fußballtempelberg pilgerte. Sein letztes Spiel datiert vom 23.02.2014. Wer also den Rechenschieber korrekt bedienen kann, darf mit ganz spitzem Bleistift eine künstlerische Schaffenspause von 132 Monaten und 23 Tagen notieren.
Der zweite Fakt hat zwar grundsätzlich wenig bis gar nichts mit Fußball zu tun, muss aber trotzdem, und zwar nach dem Motto „das Beste kommt zum Schluss“, dem Anlass gebührend gewürdigt werden! Bereits vor Spielbeginn fragten nicht wenige: wo ist Clemens? Es fällt halt definitiv auf, wenn der Neuerfinder der Currywurstsauce bei einem Heimspiel nicht den Kochlöffel schwingt! Zwar wusste fast Jede(r), dass der Chefsmutje vom Mount Queck am Vortag geheiratet hatte. Aber man wollte ihm nun halt die Pranke schütteln, auf die Schultern klopfen, beglückwünschen und mit ihm ein Bierchen schlabbern. All jenen, denen das am letzten Sonntag verwehrt blieb, sei gesagt: es war eine wunderschöne Traumhochzeit, so wie man es Clemens und seiner Yvonne von Herzen gewünscht hatte, weil die beiden es einfach nur verdient haben! Obwohl der Hüne vom Mount Queck bei seiner Feier standesgemäß die Nacht zum Tag gemacht hatte, wäre er selbstverständlich quasi direkt vom Hochzeitsbuffet an die Frittenfront übergelaufen und hätte in Frack, Zylinder und Krawatte seine Fans verköstigt. Allerdings musste die Madbachhalle nach der grandiosen Feier wieder in ihren Originalzustand versetzt werden. Deshalb ließ sich der frischgebackene Ehemann entschuldigen, was seine Leckermäulchen-Gäste ihm selbstverständlich nachsahen.
Jetzt genießen die Kerle von der Madbach ihre wohlverdiente Sommerpause und lassen ein bisschen die Fußballseele baumeln. Der SV Rot-Weiß Queckenberg bedankt sich bei all seinen einzigartigen, treuen Fans. Ihr seid einfach nur die geilsten! Davon können die ganzen Millionärstruppen, sei es in Rheinbach oder Flerzheim, in Oberdrees oder Merl, in Madrid, Manchester oder München noch nicht mal träumen! Mag man dort vielleicht erfolgreicher sein. Aber sympathischer, authentischer und glaubwürdiger sind sie definitiv nicht. Eine Atmosphäre wie auf dem Fußballtempelberg sucht man dort vergeblich! DENN NUR HIER, AUF DEM MOUNT QUECK, SCHLÄGT DAS HERZ DES FUßBALLS!!!!
Erste Legion: Schmitz – Wappenschmidt, Nolden, Jablonski, Schaaf – Arenz, Jentsch, Becker, Schütt, Neff – Knieps
Verstärkung: Nücken, Ruhrmann, Kurek, Wyrzykowski; Eiserne Reserve: Uygur
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