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Feenstaub und ein bisschen Beckenbauer

  • Daniel Kunze
  • 3. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Wer will schon den EffZeh gegen den HSV sehen, wenn man zur selben Zeit einen Kreisliga-Fußballleckerbissen quasi vor der Haustür serviert bekommt? Das dachte sich am letzten Sonntag zumindest eine enthusiastisch-elektrisierte Hundertschaft und gönnte sich den Voreifel-Classico zwischen Schwarz-Weiß Merzbach und dem SV Rot-Weiß Queckenberg. Es war ordentlich Salz in der Suppe und Zug im Kamin, und das lag an beiden Mannschaften. Nach dieser epischen Derby-Schlacht bereute keiner der Anwesenden seine Entscheidung gegen den sinnlos überteuerten, geldgeilen Hochglanzfußball.

 

Der Anpfiff war noch nicht vollends in den Weiten des Stadionrunds verklungen, da raunte es bereits zweimal aaahhh und ooohhh von den Rängen bis runter in die Kernstadt. Schütt und Wappenschmidt hatten jeweils die Kanonenkugel auf dem Fuße, leider war die Feinjustierung ihrer Geschütze nicht optimal abgestimmt (03./06.). Das Auslassen der eigenen Chancen wurde kurze Zeit später bitterböse bestraft. Mit einem Doppelpack stellten die Einheimischen binnen 180 Sekunden auf 2:0 (19./22.). Jetzt mussten sich die Queckies erstmal gehörig schütteln und sammeln. In der Phase hätten die Gastgeber das Ergebnis sogar ausbauen können. Doch der bei den Gegentoren bemitleidenswert machtlose Neff mutierte zur Katze von Merzbach und hielt seinen Kasten nun sauber. Ab der 30. Spielminute nahmen die Madbachelfen den bedingungslosen Kampf wieder auf. Aber sie gefielen auch mit klugem Spielaufbau, der zuweilen von traumhaften, das Mittelfeld überbückenden, Zuckerpässen tief ins Feindesland gekrönt wurde. Zudem erfand sich Jablonski neu als Lichtgestalt und tänzelte mehrmals im Stile des unvergessenen Franz B. durch die gegnerischen Linien, um u.a. Zimmer oder Hocke einen aufzulegen. So kreierte man endlich wieder Torraumszenen, konnte jedoch keinen erfolgreichen Abschluss verbuchen. Also bediente man sich des Gegners. Eine (K)Lasse Schütt-Ecke wirbelte tückisch flatternd in den Fünfmeterraum und wurde von einem SWM-Abwehrrecken unhaltbar in die eigenen Maschen abgefälscht (42.). Gerne wäre Leifer mit diesem knappen Rückstand in die Katakomben gegangen. Doch die Einheimischen stellten kurz vor dem Halbzeitpfiff noch auf 3:1 (44.).

 

In der Pause konnte der Mann mit de Plät seinen Jungs nichts vorwerfen. Da standen elf rot-weiße Kampfschweine auf dem Platz, die die spielerisch-technischen Vorteile der Gastgeber vorbildlich wegkämpften, weggrätschten, wegschnaubten. Ergänzt wurde die erste Legion um fünf Teufelsanbeter auf der Bank, die heißer waren als das Frittenfett des berühmten Küchengurus Clemens. Man müsste vor der gegnerischen Bude nur endlich mal eiskalt wie Hundeschnauze sein und sich für den immensen Aufwand belohnen. Mit reichlich Trainerlob schickte er seine Truppe zurück aufs Schlachtfeld, begleitet von kräftigen Schulterklopfern durch den Gästemob.

 

Die ersten zehn Minuten im zweiten Durchgang hätte man sich aus Sicht des RWQ getrost ersparen können. Da träumten die Gäste wohl noch von den Lobhudeleien. Erst ein erneuter Doppelpack riss Leifers Beelzebuben recht unsanft aus deren verspäteten Mittagschläfchen (54./55.). Jetzt begann die beste Phase der Kerle von der Madbach! Es wurde geklotzt, was das Zeug hält. Ackern und rackern aber auch sauber zaubern – so trotzte man sich in die Partie zurück. Als dann noch Regen einsetzte, fühlten sich die Jungs pudelwohl. Bei bestem Fetti-Walter-Wetter wurden der Turbo gezündet, das Gaspedal bis aufs Bodenblech durchgedrückt und die Scheinwerfer auf Fernlicht eingestellt. Lichtenfels und Schütt dirigierten mit dem Taktstock, Wappenschmidt rannte sich einmal mehr die Lunge aus dem Hals. Jablonski, Ruhrmann und Nehring fraßen Dreck, während Meurer und Breininger den Begriff Wadenbeißer noch einmal ganz neu definierten. Als sich Schütt in der 58. Minute das Spielgerät auf dem ominösen Punkt zurechtlegte, knisterte und knasterte es mächtig gewaltig im weiten Rund. Mit einem Skalpell hätte man die Luft jetzt filetieren können. Mr. Überall ließ aber gar keine Zweifel aufkommen, drosch die Pille unhaltbar ins Netz und brachte seine Farben wieder ins Spiel. Immer besessener trieben die Rot-Weißen nun ihr Unwesen und gewannen sogar ein wenig die Spielhoheit. Egal ob Hocke, Watty, Zimmer oder die Gebrüder Schaaf – jeder Queckie stand hier mit der Machete zwischen den Zähnen auf dem Platz. Nur das mit dem verdammten Knipsen wollte einfach nicht so recht gelingen. Die Queckenberger Ultra-Meute merkte, dass ihre Kerle jetzt Unterstützung brauchten und peitschte die Ihren lautstark nach vorn. Nach 70 Spielminuten hieß es endlich „fertigmachen zum Jubeln“! Nehring bugsierte eine Lichtenfels-Ecke irgendwie ins schwarz-weiße Epizentrum, genau in den Laufweg von Ruhrmann und der übertölpelte den Keeper zum 5:3. Nur 238 Sekunden später küsste das Leder den rechten Außenposten, Absender war abermals der Wühlbüffel von halblinks. Auch ein Freistoß von Nehring und ein Lichtenfels-Strahl sollten nicht den heiß ersehnten Anschlusstreffer bringen. Stattdessen entschieden ein Freistoß und ein Elfer das Spiel endgültig für Merzbach (80./89.). Die Bures-Ring-Truppe feierte letztendlich einen verdienten Sieg, der jedoch mit 7:3 um wenigstens zwei Tore zu hoch ausgefallen ist.

 

Nach den neunzig hitzig-temperamentvollen Minuten darf man sagen, dieses Derby war geil! Tore, Tempo, Rasse, hier und da ein bisschen Beckenbauer, eine gehörige Brise Fußball-Feenstaub und gaaaaaaaaaanz viele Emotionen; deshalb: sehr gerne mehr davon! Dave Leifer und seine Jungs haben nun mit Rot Weiß Lessenich III das nächste Schwergewicht vor der Brust. Wenn die Kerle von der Madbach am 09.11. auf dem Mount Queck ab 15:00 Uhr genauso beherzt auftreten, kann man die Rand- Bonner definitiv ärgern! Wir wünschen Stefan Bures und Martin Ring mit dem SV Schwarz-Weiß Merzbach weiterhin eine erfolgreiche Saison.

 

Erste Legion: Neff – Meurer, Jablonski, Nehring, Wappenschmidt – Hocke, Ruhrmann, Schütt, Lichtenfels, Zimmer – D. Schaaf

 

Verstärkung: Breininger, Watty, J. Schaaf, Jentsch, Leifer

 
 
 

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